Die Michelsdorfer Winterwanderung 2025 - zwischen Himmel, Erde und Löcher
Oben am Himmel eilig vorbeiziehende mächtige schwarz-weiße Wolkenfelder. Hie und da reißt der Wind gnädig Löcher frei, aus denen Sonnenstrahlen durchfallen. Unten am Boden eine sanft hügelige Landschaft, gespickt mit Wäldern, Feldern und märkischen Sandbüchsen. Hie und da verstecken sich mächtige Tonlöcher im Dickicht. Und quasi dazwischen ein Riesentausendfüßler von achtzig Wanderlustigen, der sich durch das launische Naturschauspiel windet. Mensch und Natur zu einer Einheit verschmolzen.
So konnte man es sehen, bei der diesjährigen Winterwanderung des Michelsdorfer Kultur- und Heimatverein e.V.. Ja doch, Winterlandschaft ließ sich auch entdecken: an der knapp acht Kilometer langen Wanderstrecke ein kleiner Schneeblock, von der Witterung zu einer modernen Statue verformt.
Aber zurück zu den Löchern am Himmel und auf Erden: Während oben die Löcher wie Scheinwerfer Sonnenkleckse auf grüne Wiesen und Baumwipfel zauberten, boten die Tonlöcher unten den kulturellen Stoff für die Wanderung. Andreas Leichsenring führte die Wanderschar auf den Spuren der Ziegeleien um Michelsdorf. Die Anhaltspunkte (im wahrsten Sinne des Wortes) lieferten Lorentrassen, die ehemalige Villa des Ziegeleibesitzers Schale nebst Wohnhaus der Arbeiter und eben die tiefen Tonlöcher. Die sind mittlerweile zu mystisch wirkenden Dschungeltäler mutiert - gefährlich, in sie hinabzusteigen, gruselig die Vorstellung, da nicht wieder herauszukommen. Geschickt führte die Streckenführung an schönen Blickpunkten vorbei, die das Landschaftsbild im Kontext der Lehmproduktion frei gaben - angereichert mit Andreas spannenden Informationen.
Den wohlverdienten „Glühwein to Go“ gab es zum Glück nicht im Dschungeltal der Tonlöcher, sondern am Rande der Michelsdorfer Sandgrube. Dort wartete ein zum Glühweinstand umgebauter Transporter. Irgend jemand aus der Himmelsebene schien uns die Weinpause nicht zu gönnen. Ein Regenschauer wurde herabgeschickt. Kapuze auf und die dampfende Glühweintasse abgedeckt, so wurde die kurze Dusche ausgestanden.
Was wäre Michelsdorf ohne seinen Gesang! Die Stimmbänder am Transporter vorgewärmt, entführten uns die Sänger von Michelswalde - nein, die Wandersektion des Männergesangvereins Michelsdorf, in eine Winterlandschaft. In fröhlicher Runde unter einem mittlerweile wärmenden Sonnenloch, sangen sie das Lied vom verschneiten Winterwald.
So langsam wurden die Füßchen vom großen Tausendfüßler etwas schwerer. Goodbye, liebe Natur, lieber Lehm und liebes Lichtspiel, bei der sich die Sonne immer weiter durch setzte. Der Tausendfüßler bog ab in seine Wohlfühlhöhle im Michelsdorfer Gemeindezentrum.
Tat das gut - heißer Kaffee, leckerer Kuchen und ein Stuhl zum Sitzen inmitten einer gut gelaunten, mit rot gefärbten Backen futternden und schnatternden Wanderschar. Und natürlich - wieder mit Gesangseinlage! Die Michelsdorfer Klosterbrüder fragten nach, ob der Holzmichel denn noch lebt und fanden, dass das Rennsteiglied auch auf „Michelsdorfisch“ gesungen werden kann. Wenn sich auch mancher Ton eher in Richtung Wolkenloch hätte auflösen können - das fröhliche gemeinsame Singen betonte zum Schluss einen wirklich schönen Wandertag.
Einen herzlichen Dank an die Macher*innen des Kultur- und Heimatvereins Michelsdorf, den nimmermüden Kuchenbäcker*innen, den Sängern und vor allem an die teilnehmenden Wandersleut.
Walter Bohnert
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