Ausstellungseröffnung in Reckahn mit über 100 Gästen
„Die Kinderzeitschrift BUMMI
zwischen Spielzeugland und sozialistischer Ideologie“
Die Sonderausstellung "Die Kinderzeitschrift BUMMI zwischen Spielzeugland und sozialistischer Ideologie" wurde gestern im Rochow-Museum Reckahn eröffnet. Unter den über 100 Gästen waren ehemaliger Grafiker der Zeitschrift wie Reinhard Link sowie Angehörige von Manfred Bofinger und Inge Meyer-Rey, die Erfinderin der Bummi-Figur.
Nach der Begrüßung durch die Museumsleiterin Dr. Silke Siebrecht-Grabig sprach Dr. Jens Hüttmann von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er betonte die kritische Sicht der Ausstellung auf den DDR-Alltag und das Bildungssystem, ohne Engagement und künstlerische Vielfalt zu vergessen. Die Kuratoren Jeanette Toussaint und Dr. Ralf Forster berichteten von der Idee zur Ausstellung, den Recherchen, den Gesprächen mit der ehemaligen Chefredakteurin, Ursula Böhnke-Kuckhoff und Grafikern, die für die Zeitschrift gearbeitet haben sowie dem Suchen und Finden von besonderen Leihgaben. Zu sehen sind zum Beispiel ein Tor mit BUMMI-Figuren aus dem ehemaligen BUMMI-Kindergarten in Hermsdorf oder ein großer Plüsch-Teddy, der Teil einer Massengymnastik mit 1152 Kindergartenkindern im Leipziger Zentralstadion 1977 war. Mit einem Wunsch, der auf große Resonanz stieß bei den Zuhörern, beendeten die Kuratoren ihren Beitrag: Eine Wanderausstellung über BUMMI in dem 1962 gebauten BUMMI-Schiff.
Die Familienausstellung läuft noch bis zum 10. Dezember 2017.
Zur Ausstellung
Vor 60 Jahren startete in der DDR die einzige Vorschulzeitschrift für Kinder. Ihr Titelheld BUMMI sollte die Drei- bis Sechsjährigen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleiten und ihnen die Heimat nahe bringen. Humanistische und sozialistische Bildung, kindgerechte Geschichten, politische Propaganda und ideologische Erziehungsziele der SED verschmolzen miteinander.
BUMMI erschien zwischen 1957 und 1964 monatlich, danach vierzehntägig im Verlag „Junge Welt“. Das Vorschulmagazin konnte abonniert werden, die meisten Exemplare gingen jedoch im freien Verkauf über den Ladentisch. Der Preis blieb von 1959 bis 1989 stabil: 25 Pfennige pro Heft. BUMMI erreichte eine Auflage von einer Dreiviertelmillion.
Um Kinder sozialistisch zu erziehen, setzte die Zeitschrift auf ein multimediales Konzept, das Mitmachaktionen einschloss. Darauf aufbauend entwickelte sich BUMMI in den 1960er Jahren zur Marke: Produkte warben mit dem Bären, Filme mit ihm kamen heraus. Sein Name zierte Kindergärten und Kaufhäuser. Noch heute gibt es BUMMI am Kiosk zu kaufen. 2011 war er wieder im Fernsehen zu sehen.
Die Familienausstellung widmet sich erstmals BUMMI im Kontext seiner Zeit. Die Themen der Zeitschrift gehören dazu ebenso wie ihre moderne Verbreitung und der Blick in die Gegenwart. Ermöglicht wird die kritische Sicht auf den DDR-Alltag und das Bildungssystem, ohne Engagement und künstlerische Vielfalt zu vergessen. Zu Wort kommen Menschen, die das Magazin hergestellt haben. Zu sehen sind Originalzeichnungen für BUMMI, Bastelbögen, Filme und Tondokumente – und natürlich viele Geschichten mit dem gelben Bären.
Veranstalter
Förderverein Rochow-Museum und Akademie für bildungsgeschichtliche und zeitdiagnostische Forschung e.V. an der Universität Potsdam
Idee und Konzeption
Jeanette Toussaint, Dr. Ralf Forster
Förderer
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Stiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkassen in Potsdam
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
Landkreis Potsdam-Mittelmark
Förderverein Historisches Reckahn e.V.
Kooperationspartner
Deutsches Rundfunkarchiv
Universität Potsdam
Veranstaltungsort
Rochow-Museum im Schloss Reckahn, Reckahner Dorfstraße 27, 14797 Kloster Lehnin/ Ortsteil Reckahn
Öffnungszeiten
Di-Fr 9-16 Uhr, Sa und So 10 -17 Uhr
Eintritt: frei
Begleitprogramm im Museum
Sonntag, 10. September
15.00 Uhr Kuratorenführung
16.30 Uhr Kurzfilmprogramm:
Der bewegte Bummi I – als Zeitungsmacher, im Zoo und bei Meister Nadelöhr
Jeanette Toussaint und Dr. Ralf Forster (Kuratoren)
Sonntag, 28. Oktober
15.00 Uhr Kuratorenführung
16.30 Uhr Kurzfilmprogramm:
Der bewegte Bummi II – bei Pittiplatsch und Schnatterinchen, als Verkehrspolizist
und andere Geschichten
Jeanette Toussaint und Dr. Ralf Forster (Kuratoren)
Freitag, 17. November
14.30 Uhr Fortbildung für Multiplikatoren: Politische Erziehung in der DDR – Vortrag, Gespräch und Vorstellung didaktischer Materilaien
Dr. Jens Hüttmann (Leiter Schulische Bildungsarbeit, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Sonntag, 10. Dezember
16:30 Uhr Finissage mit BUMMIs Weihnachtsmarkt im Rahmen des Nikolausfestes im Schloss Reckahn.
Führungen
für Schüler und Erwachsene auf Anfrage
Eine Dokumentation mit ca. 90 Seiten ist voraussichtlich Mitte August erhältlich.
Weitere Informationen
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